Mitorganisation der Wiesbaden Pelzfrei 2011

15.1.2011, 00:00 Uhr
Wiesbaden

Am 15. Januar 2011 war es wieder soweit: Wiesbaden öffnete zum vierten Mal seine Pforten für Aktivist_innen von nah und fern, um zu demonstrieren, dass Pelz und andere Tierqualprodukte längst nicht mehr „zeitgemäß“ sind. Mit dieser traditionsgemäß ersten Tierrechts-Demo im neuen Jahr können all jene guten Vorsätze in die Tat umgesetzt werden, die darauf abzielen, sich aktiver gegen die Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren zu engagieren.

Insgesamt war die Demonstration mit ca. 270 Aktivist_innen in diesem Jahr leicht besser besucht als in den vorherigen. Ob das wohl an den für Januarverhältnisse überaus milden Temperaturen um die 10 Grad lag?

Der erste Demo-Stopp wurde sogleich vor ESCADA eingelegt. Im Gegensatz zu den drei vorherigen Jahren, in denen ESCADA noch offizielles Ziel der Ogpi-Kampagne war, konnte das Unternehmen dieses Mal lobend im Redebeitrag erwähnt werden, da es nach jahrelangen internationalen Protesten endlich aus dem Pelzhandel ausgestiegen ist. Doch auch wenn ESCADA nun als Vorbild für andere, immer noch pelzverkaufende Geschäfte – wie !MaxMara, ZARA oder Kleider Bauer – gepriesen wird, mahnte uns die Rednerin, nicht zu vergessen, dass das Unternehmen auf die jahrelangen Proteste mit Repression reagiert hat, indem es gegen Tierrechtsgruppen und Einzelaktivist_innen vor Gericht zog. Dennoch ist mit ESCADA ein weiterer, für die Pelzindustrie bedeutender Absatzmarkt abgebröckelt, so dass wir unserem Teilziel, den Pelzhandel zu beenden, ein gutes Stück näher gekommen sind. Berauscht von diesem Erfolg ging es weiter zu den „richtigen“ Demo-Zielen.

Da das diesjährige Wiesbaden-Pelzfrei-Orgateam von dem vielfältigen, bunten und kreativen Konzept der letzten Köln Pelzfrei nachdrücklich eingenommen war, planten wir, es den Kölnern in einem für Wiesbaden angepassten, kleineren Rahmen nachzumachen. So durften die Demo-Teilnehmer_innen auch in der hessischen Landeshauptstadt die Innenstadt-Route zweimal ablaufen und hatten somit die zweimalige Möglichkeit, Passant_innen auf ihr Anliegen einer tierausbeutungsfreien Welt aufmerksam zu machen. Zwischen den beiden Runden positionierten sich vor jedem Demoziel mehrere Aktivist_innen, um mit abwechslungsreichen, themenbezogenen Aktionen vor Ort auf das immense Leid hinzuweisen, welches aufgrund des unwissenden oder ignoranten Tierprodukte-Konsums tagtäglich nichtmenschlichen Individuen zugefügt wird.

So wurde vor „Fashion & Fur“ - dem einzigen, dauerhaft pelzverkaufenden Geschäft der Wiesbadener Innenstadt - Mars-TV zum Besten gegeben, bei dem zwei Bewohnerinnen des Planeten „Veganus“ Erdlinge über ihren Umgang mit nichmenschlichen Erdbewohnern ausfragten. Weitere Aktivist_innen taten ihre Ansichten zum Thema Pelz mit Transpis und Megafon öffentlich kund. Fast alle angesprochenen Passant_innen blieben stehen und viele ließen sich auf ausführlichere Gespräche mit den Außerirdischen ein, wodurch sie hoffentlich zum Nachdenken angeregt werden konnten.

Unweit hinter „Fashion & Fur“ wartete schon !McDonald's darauf, von den Demonstrant_innen lautstark „begrüßt“ zu werden. Dort verkleideten sich vier Aktivistinnen mit Schweine-, Hahn- und Huhnmasken, um anschließend mit Transpis, Sarg und Grabkerze eine Mahnwache für die Millionen Lebewesen abzuhalten, die für die Ernährungsvorlieben omnivorer Mitmenschen ihr Leben lassen müssen. Insbesondere Kinder fanden den Sarg mit der darauf liegenden Schweinsmaske überaus faszinierend und fragten ihre Eltern des Öfteren, ob sich tatsächlich tote Schweine darin befänden. Sehr exemplarisch übrigens auch das Bild der 1:1 Bewachung durch unsere Freund_innen und Helfer_innen in grün/blau, die ebenfalls zu viert vor dem Geschäft standen und sich zwischenzeitlich vereinzelt von !McDonald's dargebotene „Speisen“ schmecken ließen.

Das nächste und letzte Ziel auf der Demo-Route war das Bekleidungsunternehmen ZARA, das 2004 schriftlich erklärte, dauerhaft aus dem Pelzhandel auszusteigen. Jedoch wurden nach diesem Schreiben immer wieder Pelzprodukte (insbesondere Lamm) in ZARAs Filialen gefunden, sodass dieses wortbrüchige Unternehmen für uns weiterhin als Demoziel aktuell bleibt. Deshalb verteilten Aktivist_innen vor der Filiale auf Boden und Bänke zahlreiche Stoff-Nerze, was bei der Bevölkerung für reges Interesse sorgte. Die Passanten nahmen nicht nur problemlos die verteilten Flugis entgegen, sondern kamen auch aktiv auf die Tierrechtler_innen zu und verwickelten sie mit wohlwollender Neugierde in Gespräche. So lässt es sich als Aktivist_in leben!

Nach zweimaliger Umrundung der Innenstadt ging es für die Demonstrant_innen wieder zurück zum Ausgangspunkt, wo schon warmes Essen auf die hungrigen Mäuler wartete. An zahlreichen Infoständen von Tierrechtsgruppen, Vegan-Shops sowie Gruppen mit Veganismus- und Aktivismusbezug konnten sich die Teilnehmer_innen stärken, informieren, austauschen und schon mal Kräfte für das anschließende After-Demo-Konzert im nahen Mainz sammeln. Dort ließen im Haus Mainusch etwa 30 bis 40 Aktivist_innen in gemütlicher Runde den Tag ausklingen, genossen das leckere (natürlich vegane) 3-Gänge-Menü und berauschten sich an den musikalischen Darbietungen von Paul Blume und FaulenzA. Alle Einnahmen, die an diesem Abend erzielt wurden, und die über die Deckung der Demokosten hinausgehen, werden als Soli nach Österreich überwiesen, denn Repression geht uns alle an!

Das Orga-Team (die Tierbefreiung Jetzt! aus Mainz, Frankfurt Vegan und Save Animals Germany aus Darmstadt) bedankt sich bei allen von fern und nah Angereisten, denn ohne euch alle wäre eine solche Demo nicht möglich gewesen. Wir hoffen, ihr seid wieder mit dabei auf der nächsten Wiesbaden pelzfrei!